„Wie, datt Jerät da soll ooch mit?“, der Busfahrer starrt mich auffordernd an.
„Jaa, ich denke schon“, höre ich mich mit freundlicher Stimme antworten.
„Das muss dann aber in den Gepäckraum, runter zu den Koffern!“, schnarrt der Busfahrer und fuchtelt ungeduldig den Armen.
„Nein, das Cello kommt mit hoch, für uns wurde extra ein separater Sitz für die, nun ja, Geräte gebucht“, räuspere ich mich und versuche cool zu bleiben. „Und selbstverständlich ist mit dem Management so mit uns vereinbart worden, wissen Sie“. Ich geb mir echt Mühe grad. (Und das mit dem Management zieht eigentlich immer).
Wir werden verständnislos gemustert.
„Davon weiß ich nichts!“, meckert der gute Mann verärgert. Dass ihm als Profi aber auch eine so komisch kommen muss, Mann, womit hat er das als ehrlich arbeitender Dienstleister bloß verdient.
Ich höre sein nach Regeln heischendes und Respekt einforderndes Gehirn förmlich rattern.
„Das Ding da ist zu groß für einen Sitzplatz! Das müssen Sie dann festschnallen oder irgendwas runterlegen! Wir befördern immerhin auch Leute vom Bundespresseamt!“ wird mir schließlich entgegengeschleudert. Vorschriften sind eben wichtig im öffentlichen Nah- & Fernverkehrswesen.
Na und? denke ich und packe unwillkürlich meine Kaffeetasse fester, damit der Busfahrer nicht auch noch meine imaginäre Kalaschnikoff, die in dem Moment auf ihn gerichtet ist, ins Visir nimmt. Die brauch ich definitiv nämlich noch – ebenso wie meinen guten alten und treuen Eugen.
Der Busfahrer und ich starren uns stirnrunzelnd an.
Zehn Minuten bis zur Abfahrt nach Duisburg.
Und eigentlich wollte ich nur noch ein paar letzte Züge meiner Zigarette paffen und am Kaffee mümmeln.
Hinter mir liegen knapp 40 Minuten Stau auf der Avus sowie herzzerreißender Abschied von Kira und Tasha, die wieder bei meinen Eltern in Karlshorst residieren – sowie das Organisieren vom Parken meines Autos, Aufspüren eines öffentlichen Klos am Theodor Heuss Platz & Last But Least Einfall in eine Bäckerei, um den obligatorischen Kaffee für unterwegs zocken.
Irgendwie war es trotzdem möglich, pünktlich am vereinbarten Treffpunkt zu sein und sich nachvollziehbarerweise auf die entspannte selbstgedrehte vor dem Einstieg in den Bus zu freuen.
Aber nix da.
Während ein Kollege von uns mit dem Fahrer diskutiert, stehe ich auf, entsorge die Zigarette, schnappe mir Eugen und rumple unauffällig in den Bus.
Während ich mich auf meinen beiden! Sitzen einrichte und mich über die beeindruckende Beinfreiheit freue (wie halten das bloß große Menschen aus??? Ich selber bin 1,67cm gross und leide in JEDEM Bus oder Flugzeug!), reift in mir der Entschluss zu endgültigen Berufsveränderung.
Im nächsten Leben als Musikerin steige ich um auf Triangel, Englisch Horn oder Piccoloflöte. Mit der finalen Wahl lass ich mir natürlich noch etwas Zeit.
Solange jedoch genießen mein Cello und Ich jede Minute unseres Daseins.
Duisburg, ick komme.