„Tach!“ dröhnt der ältere Herr mit Bürstenhaarschnitt energisch in unsere Richtung, während die Tür der Praxis hinter ihm krachend ins Schloss fällt.

Ein undefinierbares Gemurmel der zeitungsblätternden Runde belohnt den forschen Ankömmling, der es sich mit seiner AutoBILD im Wartezimmer bequem macht.
Gottseidank ist noch ein Stuhl frei.

Da ich erst seit knapp anderthalb Stunden (ohne Termin, ich geb’s ja zu) bei der Hausärztin meines Vertrauens auf ein Rezept warte, nutze ich endlich meine freie Zeit und schaffe tatsächlich eine aktuelle GALA plus BUNTE, bis ich dann doch zum STERN greife.

„Tschüüss!“ strahlt eine bunt gemusterte Wickelrockliebhaberin unserer Runde zu und wir murmeln kollektiv irgendwas Undefinierbares zurück. Die junge Frau verlässt die Praxis und der Bürstenschnittherr zückt routiniert die zweite Autozeitschrift.

Ich werfe einen unauffälligen Blick auf die Uhr. Der Stern ist nämlich so gut wie durch und mein Magen meldet sich. Heute nämlich nix weiter als Antibiotika und Müsli gefrühstückt. Ja, ich weiß. Coole Kombi.

„Frau Oiiliiiiz??“ Carola, die Sprechstundenhilfe (du meine Güte, seit wann hat sie eigentlich graue Haare??) beugt sich mit ihrem freundlichen Lächeln um die Ecke.
„Die Frau Doktor wartet schon auf Sie!“

Ich packe erleichtert den Stern zur Seite und verlasse ein paar Minuten später mit dem hart erkämpften Rezept plus Überweisungsschein das Ärztezimmer.

„Wiedasehn!!“ blöke ich gutgelaunt in die finale Runde im Warteraum. Ein freundliches Knurren der übrigen Rentner äh wartenden Patienten belohnt meine äußerst gelungene Sozial Kommunikation.

Sommer in Berlin ist doch eigentlich ganz schön, finde ich.