Der gestrige erste Abend in Saigon – berauschend. Nach der Ankunft werden wir von unserem vietnamesischen Freund Lac vom Flughafen abgeholt und gleich zielsicher zu den günstigsten Taxis navigiert. Im Taxi ist die Klimaanlage an. Herrlich.
Egal, wieviele Reiseblogs oder Führer man vorher wälzt, nichts bereitet einen auf diese Stadt vor. Gar nichts. Aber auch besser so. Feuchte Hitze wie eine Wand, selbst am späten Abend, extrem volle Straßen, Lichter und Lärm und überall hupende Mopeds. Mopeds mit Frauen, Mopeds mit Männern, Mopeds mit iPads, Mopeds als mobile Getränkeshops, Mopeds als Schuhläden, Mopeds mit Hutschachteln, Mopeds mit Hunden – die Saigoner Bevölkerung LEBT förmlich auf seinen Mopeds.


Sehr beeindruckend. Und klar wird davor gewarnt, nicht selber mit dem Moped als Tourist zu fahren. Werd mich auch daran halten, vorläufig. Aber ich bin schon jetzt der Meinung, dass man hier wesentlich sicherer fährt, wenn man sich NICHT an die Regeln hält und sich einfach dem Gewühl der Straße ergibt. Ist ja offengestanden genau mein Ding. Die Fahrer hier sind alle extremst reaktionssschnell, flexibel, wendig und dennoch megaentspannt. Man kommt einfach an und fühlt sich absolut wohl in der Menge. Ein Gefühl, welches ich aus Berlin einfach nicht kenne. Schon bei meiner ersten Taxifahrt war ich fasziniert von dieser lauten lärmigen Stadt. Ob ich mich allerdings an die Hitze gewöhnen werden, weiß ich noch nicht. Werds die Tage rausfinden:-)

Der Tisch in dem kleinen vietnamesischen veganen Straßenrestaurant, in dem wir später einkehren,  biegt sich vor lauter Grün und wunderbar frischem Essen, meine gefühlte erste Mahlzeit nach dem langen Flug. Von dem Plasteessen dort rede ich jetzt lieber nicht.

Wir essen also wie die Wilden drauf los. Umgeben vom berauschenden Lärmpegel der ewig pulsierenden Großstadt, aber angenehm überlagert von den Geräuschen innen. Im Hintergrund an der Wand schiesst sich Bruce Willis per Flatscreentv durchs Gemenge und rettet mal wieder die Welt, vorne indessen knattern und hupen unbeeindruckt die Mopeds vorbei, und einen Tisch weiter wird von schwatzenden Frauen Gemüse geschnippelt, die Hunde gefüttert und der nächste Gang vorbereitet.

Ich muss dabei unwillkürlich an meinen ersten größeren Auslandstrip in den VAE vor einigen Jahren denken. Aus Geldgründen haben wir damals die meiste Zeit von überteuertem Fastfood gelebt, da gutes Essen a) kaum zu bezahlen und b) schwer zu finden war. Hier in Asien ist das komplett anders. Da gehört frisches Essen einfach zum Leben dazu und für eine reichhaltige frische Mahlzeit bezahlt man vielleicht max umgerechnet 2 bis 3 EU.

Ein Umstand, an den man sich sehr schnell gewöhnt. Auch die Tatsache, dass es hier ÜBERALL frei verfügbares WLAN gibt, ist natürlich großartig und erleichtert das Reisen sehr. Deutschland, schneid dir da ruhig mal ne dicke Scheibe ab. Überteuerte WiFI Hotspots als längst etablierte Abzockemethode in Pseudobusinesshotels ist und bleibt einfach beschämend.

Menschen hier auf den Straßen in Saigon zu fotografieren macht einfach Spass. Wie erwartet sind die meinen Vietnamesen sehr freundlich und freuen sich, wenn man sie anspricht. Ich brauche dennoch offengestanden immer ein wenig, um mich daran zu gewöhnen, Leute direkt vor dem Fotografieren anzusprechen, aber bei dem netten Menschen unten war das überhaupt kein Problem. Ich legte dann irgendwann einfach los und wurde belohnt. Der ältere Herr unten auf seinem Moped wollte auch gleich sein Bild per email geschickt bekommen. Sollte er haben;-)

Kurz darauf machte leider mein Akku schlapp und da ich für den ersten Rundgang in der Stadt nicht gleich das ganze Kameraequipment mitschleppen wollte, blieb es erstmal bei den ersten Schnappschüssen.

Ach und schön, dass ich jetzt weiß, wie meine Klimaanlage im Hotelzimmer geht, so kurz vor der Abreise. In drei Stunden fahren wir mit dem „Überlandbus“ (der übrigens auch WLAN hat, grins) los Richtung Plan Thiet und dann weiter nach Mui Ne. Die Fahrt wird ca. 4, 5 Stunden dauern. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten drei Tage, die wir dort direkt am Südchinesischen Meer verbringen werden.

In diesem Sinne, mot ngay dep troi!

Fotos: Olympus OMD EM1, 12-40mm 2.8 Zuiko PRO